

Ach, nicht schon wieder die "Vier Jahreszeiten"! Aber immerhin prangt auf dem Cover, mit seinem Bogen hingebungsvoll eine unsichtbare Geige spielend, Julien Chauvin. Und der hat mit seinem Ensemble Le Concert de la Loge in letzter Zeit schon öfters aufhorchen lassen.


Der Chor des Trinity College Cambridge unter Leitung von Stephen Layton hat Maurice Duruflés Requiem aufgenommen. Klarheit und Mystik finden hier zusammen. Die Musik schimmert golden und verbreitet Kraft und inneren Frieden.


Kaiserliche Begräbnisse waren in der Barockzeit Anlass zu größter Prachtentfaltung. Für Beisetzungen im Hause Habsburg hat Johann Joseph Fux 1720 ein Requiem geschrieben. Eine neue Einspielung kombiniert es mit einer lichten Messe von Giovanni Battista Pergolesi.


Manche Komponisten sind Exportschlager, andere werden nur im eigenen Land populär. Gabriel Fauré ist so ein Fall. In Frankreich als Genie verehrt, in Deutschland wenig bekannt. Der 100. Todestag von Fauré steht bevor, deshalb hat der französische Pianist Lucas Debargue in einer Box mit vier CDs sämtliche Klavierwerke eingespielt. Eine lohnende Entdeckung.


Bibers meisterhaften Rosenkranz-Sonaten sind sein Dauerbrenner. Ein wahres Virtuosen-Feuerwerk aber sind seine acht Violinsonaten. Gunnar Letzbor lässt es als Pyrotechniker auf der Geige richtig knallen. Einfach zündend.


Eine Stunde Musik, die unendlich friedvoll und beruhigend ist. Vollendeter, technisch perfekter, zugleich beseelter und expressiver lassen sich diese wunderbaren Werke kaum interpretieren.


Umnachtung, Mord und Totschlag auf der Opernbühne: Die Mezzosopranistin Laila Salome Fischer hat in einer neuen Aufnahme Musik aus barocken "Krimis" zusammengestellt.


Diese "Parsifal"-Neueinspielung lohnt sich allein wegen Elīna Garanča: Die Lettin brennt vor Neugierde gegenüber der rätselhaften Bühnengestalt der Kundry, agiert mit unbändiger Energie. Ihre Interpretation erinnert an die vergleichbare Kundry von Christa Ludwig in den 1970er Jahren!


"Méditation" hat Andreas Staier sein neues Album genannt. Wer dabei an ein Lifestyle-Produkt im Weichspülgang denkt, liegt bei Andreas Staier völlig falsch. Es ist ein Programm der Bezüge und Querverweise.


Das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach, 364 Stücke, erschienen auf sechzehn CDs und eingespielt von einem einzigen Organisten an einer einzigen Orgel: Mit seinem "Opus Bach" hat der Organist Peter Kofler nun ein wahres Mammutprojekt vollendet.


Drehleier und Musette waren in der Barockzeit die Favoriten des französischen Adels. Auch spieltechnisch haben sie eine Gemeinsamkeit, die Tobie Miller und François Lazarevitch auf ihrem neuem Album ausloten.


Seine Mozart- und Schubert-Interpretationen wurden begeistert aufgenommen, sogar von einer "Jahrhundertaufnahme" war einmal die Rede. Der in Südkorea geborene, seit langem in München lebende William Youn gilt als sensibler Poet unter den Pianisten. Was er auch auf seinem neuen Doppelalbum mit selten gespieltem französischem Repertoire von Gabriel Fauré, Nadia Boulanger und Reynaldo Hahn beweist.


Von ihr ist nicht einmal der Vorname überliefert, dafür jedoch ein veritabler Sex-Skandal: Mademoiselle Duval. Sie war aber vor allem eine ernstzunehmende Komponistin.Ihre Oper "Les Génies" ist nun erstmals auf CD erschienen.


Der Spaß am Duo inspirierte Patricia Kopatchinskaja vor einigen Jahren zu ihrer CD "Take Two" mit Duetten aus einem Jahrtausend Musikgeschichte. Nun knüpft die Geigerin daran an, nennt ihr neues Album "Take 3" und hat zwei ihr vertraute Musiker eingeladen: die Pianistin Polina Leschenko und den Klarinettisten Reto Bieri. Die drei spielen packende Musik aus dem 20. Jahrhundert.


Gregor Joseph Werner, dem Joseph Haydn als Kapellmeister bei den Esterhazys nachfolgte, ist mehr als ein Kleinmeister. Alte Musik-Pionier Lajos Rovatkay spielt seine geistliche Musik ein. Eine Entdeckung.


Endlich mal ein Album aus der Barock-Ecke, das sich ganz der Musik einer Frau widmet: Il segreto delle muse bringt Arien und Duette von Barbara Strozzi heraus.


Die subtile Farbigkeit, die der Dirigent Tönu Kaljuste aus Arvo Pärts Tönen herauslöst und innig zum Leuchten bringt, verleiht diesem Album Magie. Pärts Spiritualität tut sich auf wie die Tiefe eines Nachthimmels, an dem unablässig Sterne glänzen und blinken.


Mit dem Geiger Gidon Kremer verband Alfred Schnittke eine Seelenverwandtschaft. Zu vielen seiner Violinwerke wurde er durch ihn angeregt. Auch zu seinem Violinkonzert Nr. 4, das Kremer bei den Berliner Festwochen 1984 uraufführte. BR-KLASSIK sprach mit Kremer über dieses Starke Stück.


Carl Philipp Emanuel Bach schrieb seine Hamburger Sinfonien nach seinem Weggang vom Hof des Preußenkönigs Friedrich II. Eine neue Aufnahme mit dem Orchestra of the Eighteenth Century lässt staunen.


"In den finsteren Zeiten, wird da auch gesungen werden?" fragt Bertolt Brecht in einem berühmten Gedicht und gibt gleich die Antwort mit: "Da wird auch gesungen werden, von den finsteren Zeiten". Thorsten Preuß stellt nun ein Album vor, das Brechts Aussage aufs Schönste illustriert.


Tenor Daniel Behle besteht die Anforderungen von Strauss oder Wagner völlig mühelos. Immer zeigt der Gesang die wünschenswerte Intelligenz für Text und Vertonung. Behle überzeugt durch Atemtechnik und Artikulationsgenauigkeit. Gerne mehr davon!


Durch sein Spiel ist die Gitarre aus dem Schatten der Laute getreten: Francesco Corbetta, Hofmusiker des Sonnenkönigs und anderer Herrscher. Barockgitarrist Simone Vallerotonda widmet seinem Schaffen eine neue CD.


Sergej Rachmaninow hat einiges für "sein" Instrument, das Klavier komponiert. Brauchen wir da wirklich seine fantastisch orchestrierten "Symphonische Tänze" in einer Transkription für Klavier solo? Wenn das Ergebnis klingt wie beim israelisch-amerikanischen Pianisten Inon Barnatan, dann unbedingt.


Auf dem Höhepunkt der Schäfermode komponierte der Pariser Jacques-Christophe Naudot die beste Musik dazu. Mit Dudelsäcken, Drehleiern und Flöten schuf er ländliche Rokoko-Idyllen.


2024 jährt sich der Geburtstag von Anton Bruckner zum 200. Mal - ein Grund zum Feiern! Auch für die CD-Labels. Kürzlich haben Christian Thielemann und Andris Nelsons ihre Bruckner-Zyklen vollendet. François-Xavier Roth ist mit dem Kölner Gürzenich-Orchester, wo der Franzose Chefdirigent ist, mittendrin - seine Gesamteinspielung der Erstfassungen könnte einen spannenden Kontrapunkt setzen. Die ak-tuelle Aufnahme von Bruckners Dritter Symphonie ist jedenfalls ein starkes Statement.


Aufnahmen von Händels "Messias" gibt es wie Sand am Meer. Diese hier ist aber besonders, weil sie ein Originalklang-Ensemble mit einem Dirigenten zusammenbringt, der aus der romantischen Orchestertradition kommt. Eine spannende Kombi, die hier ausgezeichnet funktioniert.


Mit Barockmusik wird schon allgemein das Weihnachtsfest verbunden. Ganz besonders gilt das für ein Konzert des Komponisten Arcangelo Corelli. Dessen Concerto Grosso opus 6, Nr. 8 trägt den Titel "Fatto per la Notte di Natale" - also "geschrieben für die Weihnachtsnacht". Die elf weiteren Konzerte dieser Sammlung sind vielleicht nicht so bekannt, aber genauso gut wie der Weihnachtskonzert. Soeben hat das italienische Ensemble Accademia Bizantina unter seinem Leiter Ottavio Dantone Corellis 12 Concerti Grossi opus 6 veröffentlicht. Es ist eine hervorragende Aufnahme geworden.


Das neue Album von Arianna Savall und Petter Udland Johansen widmet sich mit "El cant de la Sibil.la" und dem norwegischen "Draumkvedet" gleich zwei inhaltlich eng miteinander verwandten alten Lieddichtungen


"Morning Star" heißt das neue Weihnachtsalbum von The Gesualdo Six. Es zeichnet sich dadurch aus, dass alles irgendwie Vertraute fehlt: kein "Stille Nacht", kein "Jingle bells". Doch die Entdeckungen der sechs englischen Sänger wiegen das restlos auf. Es geht auch ohne Mainstream, ja, manchmal kann es sogar viel schöner ohne ihn sein.


Wer genug hat von den immergleichen Weihnachts-Soundtracks, dem bietet die Lautten Compagney Berlin eine echte Alternative: ein ganzes Album eisklirrender und schneeknirschender Winterlieder.