Das Gespräch

radio3 (Rundfunk Berlin-Brandenburg)

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Reden mit einem Menschen. Eine knappe Stunde lang. Eine Zumutung? Im Gegenteil: es ist die pure Verführung zum Zuhören.

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203 episodes

Heino Falcke - Der Himmel in all seinen Dimensionen

Himmel - die deutsche Sprache verwendet ein Wort, wo zum Beispiel das Englische zwei hat. Eines – sky – für den Himmel als astronomisches Phänomen, als Ort für die physikalische Erforschung fremder Welten und Planeten. Und dann heaven für den Himmel als Symbol für spirituelle Sehnsüchte und religiöse Sinnsuche, als Heimat für Gott und das Jenseits. Im Deutschen ist beides einfach nur Himmel. Heino Falcke kennt sich mit beiden Dimensionen des Himmels aus und tut alles, um sie besser zu verstehen. Falcke ist Astrophysiker. 2019 leitete er das Team, das das erste Foto eines Schwarzen Lochs machte und damit die Existenz dieses mysteriösesten Phänomens im Universum sichtbar machte. Vorher waren Schwarze Löcher nur theoretische Postulate. Heino Falcke arbeitet aber auch als Prädikant, als ordinierter Laienprediger in der evangelischen Kirche, verheiratet und beerdigt Menschen. Das ist kein Widerspruch, sagt er, sondern ergänzt sich aufs Wunderbarste.

49m
Apr 01, 2024
Matthias Nawrat - Ich arroganter Westeuropäer

Matthias Nawrat ist schon durch seine Kindheit ins Dazwischen geraten, zwischen Polen und Deutschland vor allem. Er wurde im polnischen Opole geboren, mit zehn Jahren ist er mit seiner Familie nach Bamberg umgesiedelt. Als Schriftsteller interessiert sich Matthias Nawrat besonders dafür, wie Orte und ihre Geschichte Menschen prägen. Das kann Israel sein oder die USA, von der erzählt er im Roman „Reise nach Maine“. Besonders oft aber geht es in seinen Büchern um den Osten Europas. Im August 2023 wurde der Autor dafür mit dem Fontane-Literaturpreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet. In seinem neuen Buch „Über allem ein weiter Himmel“ erzählt Matthias Nawrat von vielen Reisen in Richtung Osten. Dort erlebt sich der leise skeptische Autor auch als arroganten Westeuropäer.

50m
Mar 31, 2024
Knut Kucznik - Schäfer mit Leidenschaft

Knut Kucznik ist Schäfer in Brandenburg und auch in Berlin sind seine Tiere unterwegs. Seine 800 Schafe leisten einen aktiven Beitrag zum Naturschutz, weil sie keine Insekten oder Vögel vernichten, sondern nur Gras fressen und den Boden dabei düngen. Zu seinem Beruf gekommen ist Kucznik, weil er sich in der DDR nicht anpassen wollte. Statt die Parolen von Partei und Funktionären nachzureden, fand er Freiheit und Frieden bei seinen Schafen. Die Verantwortung für seine Herden hat bei ihm noch heute höchste Priorität. Wiederholung vom 5.11.2023

47m
Mar 24, 2024
Katrin Noack, Sprembergerin: Sich nicht runterziehen lassen!

In den letzten Jahren hat sich die Stimmung in Spremberg verändert: die Leute sprechen immer weniger miteinander. Stattdessen schimpfen sie heftiger, immer sind andere Schuld, meistens "die da oben". So nimmt die Krankenschwester Katrin Noack ihre Heimat wahr. Doch sie will sich vom allgemeinen Pessimismus nicht runterziehen lassen. Gemeinsam mit ihrer Kirchengemeinde setzt die Krankenschwester ein Zeichen für das Leben in Vielfalt und demonstriert für die Demokratie.

48m
Mar 10, 2024
Annett Gröschner - Ostdeutsche Nervensäge

Die coole Schriftstellerin Annett Gröschner kann man sich zwar kaum als Nervensäge vorstellen, sie ist aber schon öfter in diese Rolle geraten, wenn sie bei öffentlichen Gesprächen Behauptungen über „die Ostdeutschen“ zurechtsägen musste. Für ihr Buch „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“ hat sich Annett Gröschner gemeinsam mit den Autorinnen Peggy Mädler und Wenke Seemann ein Bündel von Klischees über den deutschen Osten vorgenommen. Und sie haben über unerfüllte Hoffnungen ostdeutscher Dissidenten nachgedacht.

47m
Mar 08, 2024
Olaolu Fajembola: Gegen Rassismus mit Empowerment und Spielzeug

Auf Olaolu Fajembola passt die etwas in die Jahre gekommene Bezeichnung der "Power-Frau": Die Kulturwissenschaftlerin ist Autorin, Anti-Rassismustrainerin und Unternehmerin. Was ihr am Herzen liegt, bündelt sich in einem Online-Shop namens "Tebalou". Hier gibt es Spielzeug, Puppen, Bücher und Malutensilien für mehr Vielfalt im Kinderzimmer.

48m
Mar 08, 2024
Maxim Leo - Immer neugierig

Er schreibt - und er schreibt viel Unterschiedliches: Kolumnen, lustige Bücher über das älter werden, aber auch Krimis oder ein Tatortdrehbuch. Außerdem schreibt Maxim Leo über seine eigene Familie, die DDR und die Entdeckung jüdischer Wurzeln. Die Ideen für seine Geschichten findet der Berliner im Alltag, zum Beispiel in der U-Bahn. Er ist ein neugieriger und genauer Beobachter. In seinem neuen Buch "Wir werden jung sein" widmet sich Maxim Leo dem Traum von der ewigen Jugend und erzählt von einer Medikamentenstudie, die außer Kontrolle gerät.

58m
Mar 03, 2024
Der Schriftsteller Marco Ott: Schmerzhaftes Verleugnen

"Ist ja auch kein Wunder, wenn ich Eltern wie euch habe, die überhaupt keine Ahnung haben von Kunst und Kultur … Wegen euch schaffe ich es nicht." So stritt Marco Ott mit seinen Eltern, als diese nach einer gescheiterten Bewerbung andeuteten, er habe vielleicht nicht das Zeug zum Filmemacher. Der 30-Jährige hat viel unternommen, um sich aus der Enge seiner Kindheit in einer Arbeiterfamilie aus dem Ruhrgebiet zu befreien: Abitur, Umzug nach Berlin und Bewerbungen an einer Filmhochschule. Doch immer wieder wurde ihm bewusst, dass er ein Außenseiter ist. Erst beim literarischen Schreiben gelang es ihm, die Sprachlosigkeit zu verstehen, die zwischen ihm und seinen Eltern entstanden ist. In seinem Roman-Debüt "Was ich zurückließ" beschreibt Ott sein Leben, in der Tradition eines Didier Eribon oder Christian Baron – oder auch einer Annie Ernaux.

46m
Feb 25, 2024
Berlinale: Die Regisseurin Eva Trobisch

In Eva Trobischs Film "Ivo", der jetzt auf der Berlinale seine Weltpremiere hat, steht eine Palliativpflegerin im Mittelpunkt – täglich konfrontiert mit der Zeit zwischen Leben und Sterben. Eine der Patientinnen wird zur Freundin. Mit deren Mann teilt die Pflegerin nicht nur die Fragen des Abschiednehmens, sondern auch eine Affäre. Trobisch, Jahrgang 1983 und geboren in Ostberlin, hat eine Affinität zum Theater. Dort entdeckt sie ihre grandiosen Hauptdarstellerinnen und inszeniert inzwischen auch selbst.

51m
Feb 18, 2024
Dotschy Reinhardt – Jazz und Bürgerrechte

Dass sie Sängerin werden will, wusste Dotschy Reinhardt schon als kleines Kind. Unter den Reinhardts fanden sich schon immer viele Musiker und Musikerinnen, am bekanntesten sicher Django Reinhardt, ein entfernter Verwandter. Dotschy Reinhardt ist Sinteza. Sie und ihre Familie gehören zu den Sinti und Roma. Dass alle Sinti und Roma musikalisch seien, ist auch nur eines der vielen Vorurteile, wenn auch ein gutgemeintes. Bürgerrechte für Deutschland größte einheimische Minderheit sind deshalb Reinhardts zweites Herzensanliegen. Sie kämpft dafür so, wie sie singt: leise, aber nachdrücklich.

47m
Feb 11, 2024
Andreas Weber - Provozierende Lebendigkeit

Wie können wir aufhören, unsere Erde wegzukonsumieren? Darüber denkt der Philosoph und Biologe Andreas Weber nach. Für ihn ist dabei die „Lebendigkeit“ am wichtigsten. Er will die Idee einer menschlichen Teilhabe an der Welt stark machen, eine beseelte Natur denken, Tiere und Pflanzen als eigene Subjekte mit eigenen Rechten. Ganz praktisch heißt das zum Beispiel: sich mit einem Baum anfreunden. Ist so eine Kritik an unserer technischen Rationalität rückwärtsgewandt? Ist sie esoterisch? Oder brauchen wir solch ein Denken, so eine provozierende Lebendigkeit, um eine Zukunft zu haben?

47m
Feb 04, 2024
Henrike Naumann - Kunst in konfliktreichen Zeiten

Die deutsche Geschichte ist schon lange ein Thema der Künstlerin Henrike Naumann – insbesondere der Aspekt der Radikalisierung nach rechts. Bekannt geworden ist sie mit raumfüllenden Möbelinstallationen. Etwa der Einrichtung von Jugendzimmern, wie sie das rechtsterroristische NSU-Trio bewohnt hat. Aufgewachsen ist Henrike Naumann in den 1980er/90er Jahren in Zwickau. Sie hat die Möbelkultur der DDR und der folgenden 90er Jahre untersucht, aber auch das Wohnen im Nationalsozialismus. Seit 2021 hat sie mehrfach in der Ukraine gearbeitet. Zuletzt im Rahmen der Kyiv Biennale. Sie sucht den Perspektivwechsel und fragt nun nach der Rolle der Kunst in Zeiten des Krieges.

53m
Jan 28, 2024
Anna Havemann - Mitmischen durch Kunst

Es war eine Sache von wenigen Tagen, in denen die Kunsthistorikerin Anna Havemann entschied, die Leitung des Ausstellungshaus für Gegenwartskunst "Haus Kunst Mitte" zu übernehmen. Der ihr bis dahin kaum bekannte Maler und Gründer des Hauses, Manfred Bartling, lag im Sterben und wollte sein Lebenswerk in gute Hände geben. Sie griff zu, weil sie die Chance sah, auf diesem Weg im Berliner Ausstellungsgeschehen mitzumischen. Sie wollte Zeichen setzen, in Richtung feministische Kunst. Ein Thema, das sie begleitet, seit sie in New York Anfang der 90iger Jahre studierte. Anne Havermann erzählt aber auch über ihren berühmten Großvater Robert Havemann, ihr Kindheit und Jugend in der DDR, Leben in NY und Hongkong und die Herkulesaufgabe einen Ausstellungsort in Berlin zu etablieren.

50m
Jan 21, 2024
Gohdar Alkaidy - Völkermord an den Jesiden nicht vergessen

Das die Verfolgung und Ermordung tausender Jesiden durch die Terrormiliz IS vom Bundestag als Völkermord anerkannt wurde, ist Verdienst von Gohdar Alkaidy. Der Deutsch-Jeside hatte die Resolution einst selbst in den Petitionsausschuss des Bundestages eingebracht. 1986 in Mossul geboren ist der Dolmetscher und Islamwissenschaftler mit seinen Eltern 1995 wegen des wachsenden Islamismus im Irak nach Deutschland emigriert. Mit Entsetzen verfolgte Alkaidy, wie Anhänger der Terrormiliz IS im August 2014 tausende Jesiden brutal ermordeten oder versklavten. Wenige Monate später gründete er in Berlin die „Stelle für Jesidische Angelegenheiten“. Sie setzt sich für die Belange der ethnoreligiösen Gruppe in Deutschland und eine juristische Aufarbeitung des Völkermords ein. Dass ein Jahr nach dem Beschluss des Bundestages wieder Jesiden in den Irak abgeschoben werden, kann er nicht verstehen.

47m
Jan 14, 2024
Elke Naters - Leben lernen mit Leere und Liebe

Was macht eine Frau, die den Mann fürs Leben gefunden hat, wenn der dann aber viel zu früh stirbt? Elke Naters hat fast drei Jahre dafür gebraucht, wieder so etwas wie Boden unter den Füßen zu finden. In „Alles ist gut, bis es das dann nicht mehr ist“ erzählt sie über das Leben mit und ohne ihren Partner Sven Lager. Elke Naters und Sven Lager, das war so etwas wie das Power Couple der deutschen Pop-Literatur. Die beiden suchten immer wieder neue Herausforderungen und Lebensorte, fanden dabei den Glauben, das Leben mit Geflüchteten und vor allem: die Liebe, auch über den Tod hinaus.

50m
Jan 07, 2024
Katarzyna Wielga-Skolimowska - Kulturmanagerin

Seit genau einem Jahr steht die deutsch-polnische Kulturmanagerin und Kuratorin Katarzyna Wielga-Skolimowska an der Spitze der Kulturstiftung des Bundes. Die internationale Zusammenarbeit von Kulturinstitutionen ist ihr besonders wichtig. Sie knüpft damit an berufliche Stationen in Tel Aviv, Berlin und Riad an. Als Direktorin des Polnischen Instituts in Berlin bekam sie den Druck der jüngst abgewählten rechtsnationalen PiS-Regierung zu spüren und wurde geschasst. Weil Rechtspopulisten mehr und mehr Einfluss auf Kulturinstitutionen nehmen, fordert Wielga-Skolimowska mehr Resilienz und Engagement für die Kunstfreiheit. Sie selbst geht mit gutem Beispiel voran.

49m
Jan 01, 2024
Claudia Hamm - Übersetzerin

Zu Weihnachten werden gerne Bücher verschenkt. In Deutschland besonders viele Übersetztungen. Die haben wir unter anderem Claudia Hamm zu verdanken. Ihr Weg zum Literaturübersetzen war ungewöhnlich. Sie hat in Frankreich, Mexiko und Chile gelebt, hat Essays und Theatertexte geschrieben, an Theatern in Italien, Frankreich und Deutschland Stücke inszeniert und dann kam irgendwann das Übersetzen dazu. Zu den vielen Erfahrungen von Claudia Hamm gehört auch eine Kindheit in der DDR. 1983 musste ihre Familie in wenigen Stunden „rübermachen“ in den Westen, und sie sagt über ihre Arbeit heute: „Vierzig Jahre später mache ich immer noch rüber. Jetzt mit Texten, die nicht meine eigenen sind.“

47m
Dec 24, 2023
Christel Neudeck – Nicht tatenlos zusehen!

Als Christel und Rupert Neudeck 1979 die Bilder vietnamesischer Bootsflüchtlinge im Fernsehen sahen, war sich das Ehepaar einig: "Wir müssen etwas tun!" Sie charterten jenen Frachter, der über 11.000 Menschen im chinesischen Meer rettete, und dessen Name bis heute ein Symbol für humanitäre Hilfe ist: die "Cap Anamur". Während er die Kontakte zu Medien und Politikern organisierte, koordinierte sie die Einsätze der Freiwilligen und die Verwaltung der Spendengelder. Im Jahr 2003 entstand im Wohnzimmer der Neudecks eine weitere Hilfsorganisation, die "Grünhelme": Junge Handwerker sollen durch ihre Einsätze in Kriegs- und Krisengebieten zeigen, wie wichtig gemeinsame Arbeit für das Zusammenleben ist.

48m
Dec 17, 2023
Ute und Sappho Wohlgemuth: Das Ratibor Theater

Seit inzwischen 46 Jahren gibt es das Ratibor Theater. Gegründet als Theaterkollektiv, umgezogen in ein besetztes Haus in SO36. Dort konnte es Dank der "sicheren" Räumlichkeiten auch das Sterben der freien Berliner Theaterszene der 90iger Jahre überstehen. Bis heute wird das Ratibor Theater geleitet von den Mitgründerinnen, inzwischen von der nächsten Generation, die quasi im Zuschauerraum aufgewachsen ist.

49m
Dec 10, 2023
Bernd Boßmann - Schwulenaktivist

Wie viele Menschen die Infektionskrankheit Aids in den 1980er und 90er Jahren das Leben gekostet hat, ist den meisten Menschen heute kaum noch bewusst. Bernd Boßmann schon. Er versteht sich als Schwulenaktivist und ist darüber notgedrungen zum Experten für den Tod genauso wie für die Pflege geworden. 1987 gründete er den ersten Berliner Pflegedienst für an Aids erkrankte Menschen. Auch als Aids seinen absoluten Schrecken verloren hatte, blieb Boßmann dem Tod verbunden: er richtete auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof ein Café ein und engagierte sich für sogenannte Sternenkinder: stillgeborene Kinder, denen lange ein Begräbnis verweigert wurde. Ein Gespräch übers Leben und darüber, warum auch Auftritte als Drag-Künstlerin ein Protest gegen das Sterben sein können.

49m
Dec 03, 2023
Nasan Tur - Warum töten Menschen?

Die Themen Machtausübung und Gewalt ziehen sich durch das Werk des Berliner Konzeptkünstlers Nasan Tur. Erlebnisse von Polizeigewalt bei den Gezi-Protesten in Istanbul sind der Ausgangspunkt seines aktuellen Projektes ‚Hunted’. In der Berlinischen Galerie drappiert Nasan Tur tote, präparierte Tiere auf dem Boden – einen Rotfuchs, einen Steppenadler, ein Rehkitz, ein Wildschwein. In einer hohen Halle dahinter hängen große Schattenfiguren. Tur hat mit seinen Händen Tierköpfe geformt und diese mit schwarzer Kohle nachgezeichnet. Kontextualisiert wird die Arbeit durch ein Video. Anonymisierte Interviews mit Jägerinnen und Jägern geben tiefe Einblicke zur Frage, warum Menschen töten, was sie dabei wahrnehmen und empfinden: „Jagdfieber“, „Beutemachen“, „Blutrausch“.

49m
Nov 26, 2023
Eva Menasse

Die österreichische Berlinerin Eva Menasse reißt ihre Goschen auf, wenn sie für die Meinungsfreiheit streitet, wenn sie sich für verfolgte Schriftsteller einsetzt oder gegen ideologische Enge. Sie macht das als Sprecherin der Schriftstellervereinigung PEN Berlin, vor allem aber mit ihren Texten, scharfsinnigen, persönlichen und humorvollen Interventionen. Gerade hat sie sich in ihrem neuen Buch den katastrophalen Zustand der Debatte in der Digitalmoderne vorgenommen. Eva Menasses jüdischer Vater musste 1938 als Achtjähriger aus Österreich nach England fliehen. Seine Geschichte wollte in Österreich niemand hören, dafür erzählt sie Eva Menasse, in ihrem Roman „Vienna“ zum Beispiel. Sie versteht sie als Auftrag ihre Meinung zu sagen, für Menschlichkeit einzustehen.

49m
Nov 19, 2023
Knut Kucznik - Brandenburger Schäfer

In Deutschland wird heftig über den Umgang mit dem Wolf diskutiert, der auch in Brandenburg wieder heimisch geworden ist. Knut Kucznik hält die Debatten für übertrieben. Warum redet niemand über die Grashüpfer und Lärchen, die beim Mähen geschreddert werden, wendet der Schäfermeister aus Altlandsberg ein. Seine 800 Schafe leisten einen aktiven Beitrag zum Naturschutz, weil sie keine Insekten oder Vögel vernichten, sondern nur Gras fressen und den Boden dabei düngen. Zu seinem Beruf gekommen ist Kucznik, weil er sich in der DDR nicht anpassen wollte. Statt die Parolen von Partei und Funktionären nachzureden, fand er Freiheit und Frieden bei seinen Schafen. Die Verantwortung für seine Herden hat bei ihm noch heute höchste Priorität.

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Nov 05, 2023
Mustafa Inal - Lehrer sein ist nicht nur unterrichten

„Lehrer sein ist nicht nur unterrichten“, so erlebte ein Schüler seinen Berufsschullehrer Mustafa Inal und schlug ihn deshalb zusammen mit Mitschülern für den „Deutschen Lehrerpreis“ vor. Die Jury war überzeugt und Mustafa Inal wurde 2013 ausgezeichnet. Er ist auch deshalb stolz darauf, weil er sich als Lehrer aus einem türkischen Elternhaus als Brückenbauer und Vorbild für kulturelle Vielfalt sieht. Dafür braucht es aber viele MitstreiterInnen, deshalb hat er das „Bundesnetzwerk Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte“ mitgegründet. Wie das Netzwerk junge und alte KollegInnen unterstützt, darum geht es im Gespräch mit Katrin Heise, genauso wie um den Alltag eines Berufschullehrers in Zeiten tausender unbesetzter Lehrstellen.

46m
Oct 22, 2023
Helgard Haug - Zwischen Sinnlichkeit und Sinn

Die Regisseurin und Autorin Helgard Haug ist berühmt geworden mit dem Theaterkollektiv Rimini Protokoll. Gemeinsam mit ihren beiden Mitstreitern hat sie eine vielfach ausgezeichnete, neue Form des Theaters erfunden: dokumentarisch, vielstimmiges und sinnliches Theater. Vor kurzem hat Helgard Haug einen überraschend persönlichen Stoff auf die Bühne gebracht, den sie jetzt auch in ihrem ersten Roman verarbeitet hat. Sie erzählt darin vom unbegreiflichen Verschwinden ihres Vaters, vom Verschwinden seiner Erinnerungen, seiner Klarheit und seines Witzes durch eine Demenz.

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Oct 15, 2023
Achim Gruber - Herz für geschundene Tiere

Immer mehr Menschen sehen in Hund oder Katze mehr als nur ein Tier. Sie bieten Nähe, Zuneigung, emotionale Wärme. Allerdings sind Haustiere zunehmend Teil des persönlichen Lifestyles: Es soll dann eben nicht einfach ein Hund sein, sondern ein Mops oder eine Französische Bulldogge, keine x-beliebige Katze, sondern eine Perserkatze mit extremer Stupsnase. Genau da mischt sich Achim Gruber ein. Er leitet das Institut für Tierpathologie an der Freien Universität Berlin. Auf seinem Seziertisch landen dann die Tiere, die ihre besonderen Rassemerkmale mit eingeschränkter Gesundheit und frühem Tod bezahlen. Aus diesem Grund kämpft der Tiermediziner für neue Schwerpunkte in der Haustierzucht.

51m
Oct 08, 2023
Peter Wensierski - Nachforschungen über das Paradies

Der Journalist Peter Wensierski ist durch seine Recherchen über das Schicksal der Heimkinder in der Bundesrepublik bekannt. Sein Buch „Schläge im Namen des Herren“ führte 2008 zur Gründung des Runden Tisches Heimerziehung und schließlich zur Entschädigung der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Begonnen hat seine Karriere allerdings in Ostdeutschland. Seit 1979 war er für den Evangelischen Pressedienst als Reisekorrespondent in der DDR tätig und berichtete von dort über Jugendliche, die gegen den SED-Staat aufbegehrten. So wie Matthias Domaschk, der 1982 unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Jetzt hat eri den Fall noch einmal aufgegriffen, umfangreich recherchiert und daraus ein Buch gemacht: „Jena Paradies. Die letzte Reise des Matthias Domaschk". Ein Gespräch über die DDR, oppositionelle Jugendliche, den Osten und den Westen.

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Oct 03, 2023
Iris Laufenberg - Zeitgenössisches in hoher Frequenz

Gerade hat Iris Laufenberg als neue Intendantin des Deutschen Theaters Berlin ihre erste Spielzeit eröffnet. Pünktlich vor der ersten Premiere wurde das Haus von der KritikerInnen-Jury der Zeitschrift „Theater heute“ zum Theater des Jahres gekürt. Das ist zwar noch der Intendanz von Ulrich Khuon zuzuschreiben, aber natürlich eine großartige Startrampe. Iris Laufenberg war zuletzt Intendantin des Schauspielhauses Graz und stellt sich nun einer neuen Jobbeschreibung. „Sie ist politischer Natur und könnte lauten: Wer hier Theater macht, soll über einen Ort und eine Stadt hinaus, für viele, in Kontexten und Zusammenhängen über Fragen von Nation, Europa, Welt, Individuum, Gesellschaft, Menschheit nachdenken.“ (I.L.)

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Oct 01, 2023
Anja Reich - Da habe ich auch an Selbstmord gedacht

Wie kann man Abschied nehmen von einem Menschen, der sich das Leben genommen hat? Wie umgehen mit all den Fragen und Schuldgefühlen nach so einem Tod? Die Berliner Journalistin Anja Reich schreibt darüber in ihrem neuen Buch „Simone“. Sie beschreibt ihre enge Freundin Simone als "das coolste Mädchen in Berlin-Lichtenberg“ und als „Diva im DDR-Plattenbauviertel“. Als die Mauer fiel, war Simone 20 Jahre alt, sie schien wie gemacht für die neue Freiheit. Sieben Jahre später war sie tot. Anja Reich fragt sich, ob ihre Freundin am Erbe des Sozialismus zerbrochen ist oder an den Zumutungen des Kapitalismus. Und sie hört bei ihren Gesprächen über Simone und die Umbrüche im Osten immer wieder diesen Satz: „Da habe ich auch an Selbstmord gedacht.“

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Sep 24, 2023
Dascha Dauenhauer - Filmkomponistin

Als die Filmbilder laufen lernten, hatten sie noch keinen Ton und damit auch keine Emotionen, kein Gefühl. Deswegen waren auch die Stummfilme nicht stumm, sondern hatten Musik. Erst das Klavier, dann die Kinoorgel – seit der Erfindung des Tonfilms sind der Filmmusik keine Grenzen mehr gesetzt. Ohne Musik kommt so gut wie kein Film aus. Wer diese Musik komponiert, das interessiert, bis auf eine Handvoll Stars, meist nur besondere Fans. Dascha Dauenhauer ist Filmkomponistin. Geboren in Moskau, lebt sie seit ihrer Schulzeit in Berlin. Ihre musikalische Stimme ist eigen, sucht den unerwarteten Klang und steht doch ganz im Dienst der Bilder. Für die Musik zu Burhan Qurbanis "Berlin Alexanderplatz" gewann sie 2020 den Deutschen Filmpreis und den European Film Award, ihr aktueller Film "Golda", ein Porträt der israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir, ist gerade in den USA gestartet.

50m
Sep 17, 2023