Menschen suchen im Fernsehen nach allem Möglichen - den perfekten Körper, das perfekte Outfit, das perfekte Dinner, den ganz großen Casting-Ruhm oder die große Liebe. Und wir schauen zu. Seit nach der letzten Staffel "Love is Blind" immer mehr kritische Stimmen von ehemaligen Teilnehmenden laut wurden - die Storyline eines Paars wurde komplett rausgeschnitten, es gibt diverse Klagen gegen die Produktionsfirma - kann man sich mal wieder ganz gut Gedanken darüber machen, was genau wir da eigentlich sehen, und unter welchen Bedingungen es produziert wird. Die BBC4 Podcastreihe "Unreal: A Critical History of Reality TV" macht genau das - und erinnert an die absurdesten Formate, die unter dem Deckmäntelchen des "Sozialexperiments" produziert und zum Glück dann meistens auch einigermaßen schnell wieder abgesetzt wurden: Im britischen Format "Shattered" von 2004 ging es um Schlafdeprivation, wer länger als 10 Sekunden die Augen schloss, verlor Preisgeld. In "Who´s your Daddy" musste eine adoptierte Frau aus mehreren Schauspielern ihren richtigen Vater identifizieren. Und die Teilnehmerinnen von "The Swan", um die es in der hier verlinkten "Makeover" Folge geht, wurden von einem Team aus "Expert*innen" chirurgisch und mit strengen Diäten generalüberholt. Spannend: Vieles von dem, was sich für einigermaßen kritisch Zusehende vor allem retrospektiv menschenverachtend und gruselig anfühlt, sehen die Teilnehmer*innen total positiv. Und andere Formate, die von außen deutlich positiver gewirkt haben, lösen jetzt große Kontroversen aus.
zum piq