

Manche Haare finden wir schön, andere sind unerwünscht. Doch woher stammen diese Behaarungsnormen und wie wirken sie sich auf unser Leben aus, fragt Franziska Setare Koohestani in ihrem Buch „Hairy Queen – Warum Köperbehaarung politisch ist“. Sie nimmt ihre persönlichen Erfahrungen als „Hairy Queen“ zum Anlass, das Thema Körperbehaarung aus feministischer und kapitalismuskritischer Perspektive zu beleuchten. Rezension von Judith Reinbold


Die heute weltweit bekannte Schriftstellerin Jamaica Kincaid begann ihre Karriere in den 1970er Jahren als Kolumnistin des Magazins The New Yorker. Ihre frühen journalistischen Texte, durch die sie sich schon deutlich als begabte Erzählerin zu erkennen gibt, versammelt nun der Band „Talk Stories“. Rezension von Ulrich Rüdenauer


Die spannende Odyssee einer rumänischen Familie, die im Zweiten Weltkrieg über Umwege nach England gelangte. Ein Land, das erst für die Enkel zur Heimat wurde. Rezension von Margrit Irgang


Putins Angriffskrieg war für die Slawistin und Lyrikerin Anja Utler ein Schock. In ihrem Gedichtband „Es beginnt“ reagiert sie darauf. Sie erhält dafür den Peter-Huchel-Preis 2024. Katharina Borchardt im Gespräch mit Anja Utler


Fast schon filmreif ist die Entstehungsgeschichte von Pedro Almodóvars erstem Buch: Die zwölf Erzählungen hatte seine Assistentin Lola Garcia über etliche Umzüge hinweggerettet und archiviert. Sie war es auch, die den Anstoß für die Veröffentlichung gab. Das Ergebnis: Eine kryptische Autobiografie mit Figuren, wie wir sie aus Almodóvars Filmwelten kennen. Rezension von Juliane Bergmann


Zwei Frauen, die eine in Barcelona, die andere in Salem in Nordamerika. Vierhundert Jahre trennen die beiden. Ihr Schicksal könnte nicht unterschiedlicher sein, aber gemeinsam haben sie ihre Flucht, ihre Rebellion, ihren Kampf um Selbstbehauptung. Davon erzählt, mitreißend und ironisch, Lucía Lijtmaer in ihrem Roman „Die Häutungen“. Rezension von Victoria Eglau


„Mein Buch ist die Antwort auf die Frage ‚Woher kommst du?‘“: Mirrianne Mahn über „Issa“, der erste Roman der Theatermacherin und Aktivistin. Kristine Harthauer im Gespräch mit Mirrianne Mahn


François Schuiten ist nicht nur Comiczeichner, sondern auch Designer. Die U-Bahn-Station „Arts et Métiers“ in Paris hat er entworfen. Dort fühlt man sich unter Bullaugen-Fenstern und gewaltigen Zahnrädern wie im U-Boot „Nautilus“ von Kapitän Nemo. Und im neuesten Werk von François Schuiten und dem Comicautor Benoît Peeters erlebt Kapitän Nemo tatsächlich ein neues Abenteuer. An Bord eines U-Boots, das halb Maschine, halb lebendige Riesenkrake ist. Eine Hommage an Jules Verne und zugleich ein kritischer Blick in die Zukunft. Rezension von Max Bauer


Neue Bücher von Toxische Pommes, Pedro Almodóvar, Mirrianne Mahn und Lucía Lijtmaer. Und ein bildstarker Comic von Schuiten und Peeters.


Einen Kinderwunsch hatten Grit, Kessie und Charly nie. Mit Mitte Vierzig aber steht jede der drei Frauen vor einer unerwarteten Herausforderung. Humorvoll beschreibt Stefanie de Velasco in ihrem neuen Roman „Das Gras auf unserer Seite“, wie man sich von gesellschaftlichen Zwängen befreit und eigene Wege geht. Rezension von Judith Reinbold


Der Berliner Historiker Michael Grüttner legt mit dem Sachbuch „Talar und Hakenkreuz“ eine wissenschaftlich fundierte und sorgfältig analysierte Geschichte der Universitäten im Dritten Reich vor, die Wissen-schaftlern und interessierten Laien den großen Überblick bietet, der bisher fehlte. Rezension von Claudia Fuchs


Die Welt, gesehen aus den Augen eines Kindes: In ihrem fulminanten Debütroman erzählt die Kärntnerin Julia Jost vom Aufwachsen auf dem Dorf, vom Aufstieg eines Provinzpolitikers und von historischen Kontinuitäten, die bis in die Gegenwart wirken. Der Titel ist in jedem Fall Programm: „Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht“! Rezension von Christoph Schröder


Europa zittert vor einer Wiederwahl des früheren US-Präsidenten Donald Trump. Aber geht es hier „nur" um eine Personalie oder liegt das Problem nicht tiefer: verwurzelt in den Strukturen und Haltungen der Republikanischen Partei. Das zumindest meint die Autorin Annika Brockschmidt, die eine kenntnisreiche, kritische Geschichte der Republikaner vorlegt. Rezension von Michael Kuhlmann


Ulrich Peltzer, Nicole Seifert, Jakob Hein und Valerie Fritsch im Gespräch


Die Gruppe 47, die nach dem 2. Weltkrieg die deutsche Literatur erneuern wollte, ist vor allem als Männerverein bekannt geworden. Nicole Seifert stellt nun die in den Mittelpunkt, die deutlich mehr Aufmerksamkeit und Respekt verdient hätten: die Autorinnen der Gruppe 47. Das Buch macht große Lust, die Werke von Autorinnen wie Gabriele Wohmann, Helga M. Novak oder Gisela Elsner neu zu entdecken. Anja Höfer im Gespräch mit Nicole Seifert


Dubiose Finanzgeschäfte, einarmige Banditen und die Frage, was man im Leben wirklich braucht: Ulrich Peltzers neuer Roman ist ein fulminanter Erinnerungsmonolog über Geld und Leben, Gier und Sucht - und ein packender Bildungsroman aus dem Berlin der Nachwendezeit. Anja Brockert im Gespräch mit Ulrich Peltzer


Ein Roman in einer wunderschönen, kunstvollen Sprache, der von Gewalt in der Familie handelt: August Drach wird vom Vater geprügelt, dann von der Mutter absichtlich krank gemacht. Wie entkommt man so einem Leben? Kann das überhaupt gelingen? Davon, aber auch von der Schönheit und Zärtlichkeit im Leben erzählt Valerie Fritsch in großen, starken Bildern. Anja Höfer im Gespräch mit Valerie Fritsch


Alkohol enthemmt, und im betrunkenen Zustand bekommen die Triebe freie Bahn – so lautet die gängige These. Doch der Blick in verschiedene Kulturen zeigt, dass Betrunkene ihr Betragen durchaus kontrollieren können. Der Schriftsteller und Psychiater Jakob Hein hat die 1969 erschienene Studie zweier Anthropologen jetzt wiederentdeckt und übersetzt – eine überraschende und lehrreiche Lektüre. Anja Brockert im Gespräch mit Jakob Hein


Nach der Wende verlässt Kato Rumänien, reist durch Europa. Ihrem Kindheitsfreund Lev schreibt sie: „Wann kommst du?“ In „Lichtungen“ erzählt Iris Wolff von bleibender Freundschaft.


Heute wird der österreichische Schriftsteller Christoph Ransmayr siebzig Jahre alt. Aus diesem Anlass erscheint ein Band mit gesammelten Erzählungen aus vier Jahrzehnten. Harsche Kritik an den weltweiten Raubzügen des Westens findet sich darin, aber auch das Lob eines freien Mannes und eine wirksame Arznei gegen die Sterblichkeit. Rezension von Wolfgang Schneider


In den USA sind Schusswaffen allgegenwärtig, immer griffbereit, und entsprechend oft kommen sie zum Einsatz. An die 40.000 Tote im Jahr sind das bittere Resultat. Wie kam es dazu, was ließe sich dagegen tun? Das fragt Paul Auster in seinem Essay „Bloodbath Nation". Rezension von Eberhard Falcke


Der Film „Comandante" fiel 2023 bei der Kritik durch: zu pathetisch! Mit ihrem zeitgleich entstandenen Roman aber haben Edoardo de Angelis und Sandro Veronesi eine Erzählung vorgelegt, die weniger dick aufträgt: Ihr Roman „Comandante" erinnert daran, dass auf See höhere Gesetze gelten als Phrasen von Pflichterfüllung und Vaterland. Ein Roman, der die Unmenschlichkeit und die Sinnlosigkeit aller Kriege in Erinnerung ruft. Rezension von Michael Kuhlmann


Das Internet ermöglicht den permanenten Zugriff auf Spiele, Pornographie oder Online-Shopping. Anfänglich ein Genuss, wird der Klick auf die Lieblingsseiten schnell zur Sucht. Die Neurologin und Psychotherapeutin Heike Melzer führt in ihrem Buch „Versteckte Köder“ anschaulich vor, wie Menschen fast unmerklich in die Online-Abhängigkeit rutschen, was sie mit ihnen macht und wie sie ihr entkommen. Rezension von Eva Karnofsky


Island gilt als das sicherste Land der Welt. Und doch schreiben viele seiner Autorinnen und Autoren über Mord und Totschlag. Die Krimiszene des Landes ist so aktiv wie seine Vulkane. Schuld daran ist auch Lilja Sigurðardóttir und ihre neue Krimiserie. Eine Reportage von Marten Hahn


Neue Bücher von Ronya Othmann, Lize Spit, Lilja Sigurðardóttir, Percival Everett und Bernadine Evaristo


Vor zehn Jahren beging die Terrormiliz des Islamischen Staats einen Völkermord an den Jesiden. Die Schriftstellerin Ronya Othmann dokumentiert in ihrem Roman „Vierundsiebzig“ die Geschehnisse und erzählt die von Verfolgungen und Massakern geprägte Geschichte der christlichen Glaubensgemeinschaft. Eine Rezension von Wolfgang Schneider


In Percival Everetts neuem Roman „James“ wird Mark Twains „Huckleberry Finn“ ganz neu erzählt. Und zwar aus der Perspektive des Sklaven Jim. Everett aber überschreibt diesen Klassiker der Weltliteratur damit nicht, sondern eröffnet ihm eine neue Dimension. Eine Rezension von Ulrich Rüdenauer


London unter römischer Herrschaft: In ihrem Roman „Zuleika“ geht Bernadine Evaristo auf Zeitreise ins antike Londinium. Das Mädchen Zuleika – zugewandert aus dem Sudan – wird an einen fetten Römer verheiratet. „Zuleika“ ist ein Versepos, das die britische Autorin Bernadine Evaristo schon vor gut 20 Jahren schrieb und damals unter dem Titel „The Emperior’s Babe“ veröffentlichte. Seit sie 2019 den Booker Prize erhielt, werden ihre Werke ins Deutsche übersetzt und auch bei uns entdeckt. Eine Rezension von Marie Schoeß


Andreas Schwab führt leichtfüßig und klischeebefreit durch die europäische Bohèmeszene des Fin de siècle. C.H. Beck Verlag, 297 Seiten, 28 Euro ISBN 978-3-406-81435-8


Lize Spits neuer Roman spielt Ende der 1990er Jahre, zur Zeit des Kosovokrieges. Aus einem Dorf in Flandern soll eine zehnköpfige kosovarische Familie wieder in ihre Heimat abgeschoben werden. Die Dorfgemeinschaft, vor allem aber der junge Jimmy, haben etwas dagegen. Die flämische Bestsellerautorin Lize Spit erzählt mit „Der ehrliche Finder“ die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft. Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen S.Fischer Verlag, 128 Seiten, 18 Euro ISBN 978-3-10-397564-2