

"Jemand hat einmal gesagt, man hat seine Eltern wie eine Kugel im Kopf!", schrieb der Schweizer Regisseur, Kameramann und Autor Peter Liechti. Ein Grenzgänger, der in seinen Themen immer wieder die Spannungsfelder und die komplexen Verhältnisse zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Eigensinn und sozialer Norm, thematisiert hat. Seine Filme geben schonungslos auch eigene Geschichte preis. In seinem letzten Projekt "Vaters Garten" reflektiert er Jugend und persönliche Revolte in einer Dokumentation über seine fast 90-jährigen Eltern. Dabei entlarven die beiden, ganz ohne fremdes Zutun, die Schwächen ihres Gesellschaftsbildes, die Schwächen ihrer Generation, ein heute großteils überkommenes Rollenbild mit all seinen negativen und traurigen Aspekten, ohne aber das Positive zu verleugnen. In guten wie in schlechten Tagen – ein Satz, den diese Generation verinnerlicht hatte. Das Interview mit Peter Liechti hat Grace Yoon im November 2013 geführt. Regie: Grace Yoon Produktion: rbb/ORF 2014


Die Kunst der Kalligraphie ist uralt und doch hoch aktuell. Kalligraphie veredelt japanische TV-Spots und Etiketten in Supermärkten. Junge Leute haben mit der traditionellen Welt des Schreibens gebrochen und sind ihren eigenen Weg gegangen. Heute sind sie auf internationalen Ausstellungen in Asien und Europa vertreten. Malte Jaspersen, Feature-Autor und Lehrer, der in Japan lebt, hat sich in Kyoto in die Geheimnisse der Kalligraphie einweihen lassen.


Sie war das begabte Kind eines der größten Schriftsteller der literarischen Moderne, und sie endete in der Psychiatrie: Lucia Joyce. Ihre Geschichte ist das Drama, das Kind eines Genies zu sein. In ihrer Familie war kein Platz für eine zweite Künstlerin. Es gibt wenig Dokumente von ihr, denn der Enkelsohn von James Joyce hat alle ihre Briefe verbrannt. Feature-Autorin Grace Yoon erzählt in ihrem Feature die Geschichte einer ungewöhnlich und beinahe vergessenen Frau.


Schnee wird rar. Zum Ende des Jahrhunderts wird in den Schweizer Alpen für mittlere Höhenlagen ein Schneefallrückgang bis zu 80 % prognostiziert. Zeit, über Schnee zu sprechen. Vom Schnee und von der Leidenschaft für Schnee erzählt eine Familiengeschichte, die im Schnee beginnt und im Eis endet. Ins Persönliche weben sich kulturgeschichtliche, wissenschaftliche und literarische Schneegeschichten. Auch jene von Robert Walser, der Schnee liebte und Schnee in viele seiner Geschichten hineinspielen lässt. Von Sybille Tamin Mit Corinna Harfouch u.a. Regie: Beatrix Ackers DLF Kultur / NDR/ rbb 2011


Philosophen und Religionswissenschaftlerinnen, Hirnforscher und Psychologinnen, Heiler, Hellseherinnen und Astrologen beschäftigen sich immer wieder mit der Frage: Welche Wege gibt es zum Glück? Nachdem der Autor Jean-Claude Kuner auf der Suche nach der Glücksformel enttäuscht alle Ratgeber zur Seite gelegt hat, versucht er auf andere Weise die Antwort auf die Frage, was unser Glücklichsein ausmacht, zu finden. Regie: der Autor Produktion: NDR/RBB 2005


Sie sind die großen Zampanos der klassischen Musik, divenhafte Taktstockdespoten, weltentrückte Einzelgänger oder eben jene, die charismatisch zum gefeierten Genius emporsteigen. Ohne sie läuft nichts auf den Opernbühnen der Welt, im Orchestergraben und auf den Konzertpodien. Wie aber kommt der individuelle, interpretatorische Klang des Dirigenten zustande? Wie vereint er einzelne Musiker zum Klangkörper? Und wie kann man den Klang mit den Händen "formen"? Der Feature-Autor Andreas M. Simon hat die Dirigenten Kent Nagano, Kurt Masur und andere getroffen, um diesen Fragen nachzugehen. Mit: Bibiana Beglau, Ulrich Noethen und anderen Regie: Martin Heindl Produktion: rbb 2006


"In meiner Kindheit gab es in unserer Familie kein Weihnachtsfest, weil wir Kommunisten waren. Später war ich zur Weihnachtszeit oft auf Reisen. Meistens verbringe ich den Heiligen Abend auf der Autobahn, ich fahre nach Ljubljana, wo ein Teil meiner Familie immer noch wohnt. Wir wechseln die Sender, hören „Stille Nacht“ in allen Sprachen. 1993 habe ich Weihnachten in Sarajewo verbracht. Es fielen so viele Granaten und die Scharfschützen waren so unermüdlich, dass man den Krieg vergaß und sich in eine Silvesternacht versetzt fühlte.“ In ihrem Feature erzählt dei Autorin Marus Krese über die Schwierigkeit Weihnachten zu feiern und über die Unmöglichkeit Weihnachten zu ignorieren. Regie: Grace Yoon Produktion: SFB-ORB/SWR 2001


Wolfgang Neuss – Am 3. Dezember wäre der Star-Kabarettist der jungen Bundesrepublik 100 Jahre alt geworden. Bereits während seiner Lazarettaufenthalte und im Internierungslager organisierte er bunte Abende, erzählte Witze und trat als Komiker auf. Aus diesem Talent machte er einen Beruf. Im West-Berlin der 1950er Jahre schrieb er Theaterstücke, führte Regie, spielte auf Kleinkunstbühnen, unter anderem bei den "Stachelschweinen". Später bekennt er sich zur APO und bricht mit seinen scharf-satirischen Soloprogrammen die Tabus der Adenauerzeit. In den 70ern zieht er sich zurück, praktiziert Askese und Hanfkonsum. Die Feature-Autoren Inge Braun und Helmut Huber trafen einstige Weggefährten wie Matthias Bröckers, Hans-Magnus Enzensberger, Wolfgang Gruner, Dieter Hildebrandt, Volker Kühn und Gaston Salvatore. Regie: Leslie Rosin Produktion: SFB-ORB/BR/WDR/SWR 1998


Vier Frauen folgen ihrem Traum: Sie reisen in die Mongolei auf der Suche nach den vom Aussterben bedrohten Wildkamelen. Tagelang sitzen sie schaukelnd auf dem Rücken ihrer Kamele und trotzen Hitze und Kälte der Wüste Gobi. Die Frauen kennen einander kaum, aber sie verbindet ein gemeinsames Ziel: Der Schutz der letzten Wildkamele. Von Saar Slegers


Die koreanische Kampfart Taekwondo erfordert vor allem eines: Respekt. Die Autorin Elodie Pascale lässt sich nicht abhalten von der rätselhaften Geschichte, noch von den strengen Regeln. Sie schwitzt, kämpft und gräbt nach den Wurzeln des Taekwondo. Und muss sich dabei vor allem selbst bezwingen.


Am 23. August 2019 wurde ein Mann im Tiergarten in Berlin-Moabit erschossen. Er war Tschetschene und Feldkommandant im Zweiten Tschetschenienkrieg. Der Mörder ist ein Russe. Im Urteil spricht das Gericht von Staatsterror.


Marianne Kaiser bereitet ihren Gesangsschüler auf den Deutschen Musikwettbewerb vor. Gewinnt er ihn, ist der Grundstein für seine Karriere gelegt. Philipp ist 20, so alt wie sie, als sie ihre Karriere als Koloratursopran begann und die DDR gerade gegründet war. Feature-Autorin Astrid Alexander hat die Sängerin und ihren Schüler während der Vorbereitungen für den Wettbewerb begleitet.


Im August 1933 musste auf Druck der Nationalsozialisten die renommierte Bauhaus-Schule in Berlin geschlossen werden. Das Bauhaus war ein brodelnder Schmelztiegel verschiedenster ästhetischer und ideologischer Gesinnungen, ein Potpourri unterschiedlichster Charaktere und Temperamente. Jörg Sobiella erzählt die Geschichte der Bauhaus-Bewegung.


Der ukrainisch-jüdische Künstler Prinz Nazaroff konnte hervorragend singen und pfeifen. Doch in New York wird er nicht beachtet. 1954 zeichnet ein Produzent Nazaroffs Songs auf, 60 Jahre später fällt die Platte dem Komponisten Daniel Kahn in die Hände. David Mairowitz und Magorzata Zerve erzählen die erstaunliche Geschichte des Prinzen Nazaroff und seiner Wiederentdeckung.


Feuer, Wasser, Erde und Luft - das sind die Elemende des künstlerischen Schaffens von Anselm Kiefer. Am 6.7.2023 wird er mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet. Der 78jährige Künstler forscht nach dem, was er für die „Grundbewegung der Welt“ hält und folgt dabei einer Überlegung von Novalis: „Ich vergeheimnisse die Materie, indem ich sie entkleide.“ Feature-Autor Klaus Dermutz hat ihn getroffen.


Anlässlich der Marieluise-Fleißer Woche am Brecht-Haus Berlin: Marie Luise Fleißer führt ein Leben zwischen Widersprüchen: Politik – Kunst, Heimat – Fremde, Anerkennung – Vergessen. Sie tritt uns als eine Doppelte entgegen: Einmal als die Welt-, Berlin-, Brecht-Liebende, auch als die besessen Schreibende. Ein anderes Mal als eine Frau, die es immer wieder nach Ingolstadt, zur Heimat zieht.


Anlässlich der Marieluise-Fleißer Woche am Brecht-Haus Berlin: Marie Luise Fleißer führt ein Leben zwischen Widersprüchen: Politik – Kunst, Heimat – Fremde, Anerkennung – Vergessen. Sie tritt uns als eine Doppelte entgegen: einmal als die Welt-, Berlin-, Brecht-Liebende, auch als die besessen Schreibende, ein anderes Mal als eine Frau, die es immer wieder nach Ingolstadt, zur Heimat zieht.


Die Italienerin Ornella Fiorini fährt täglich mit ihrem VW durch die Po-Ebene, besucht alte Leute und raspelt ihnen die Hornhaut von den Füßen. Bei ihren Hausbesuchen als Pediküre sammelt sie die Geschichten und Anekdoten der Menschen. Feature Autor Christian Försch hat ORnella Fiorini zwei Tage lang begleitet.


Als Wunderkind gefeiert startet der 1940 geborene brasilianische Pianist João Carlos Martins in eine glänzende Zukunft. Sein Auftritt in der Carnegie Hall 1962 macht ihn berühmt. Doch dann behindern Krankheit und Unfälle seine Karriere.


Am Fuße des Berges Athos lebt Nikon. Er ist nicht nur Mönch, sondern auch mittlerweile einer der bekanntesten zeitgenössischen Ikonenmaler. Der Autor Rainer Schildberger hat den Einsiedler mehrere Wochen begleitet, ein asketisches Leben auf Zeit geführt und sich mit den existentiellen Fragen des menschlichen Seins auseinandergesetzt.


Art Spiegelman wurde skeptisch beobachtet, als er 1978 begann, das Schicksal seiner Eltern im Dritten Reich zu schildern. Ihren Weg von den ersten Pogromen in Polen bis ins Konzentrationslager. Der Künstler wählte dafür den Comic. Das war neu und für viele der Gipfel der Unverfrorenheit, Als 1992 der zweite Band von "Maus" erschien, hatte Art Spiegelman bewiesen, dass der Comic fähig ist, jedes noch so komplexe Thema adäquat zu verarbeiten. Auch die Anschläge vom 11. September verarbeitete er als Comic. Jetzt feiert der Künstler seinen 75. Geburtstag. Feature-Autor Christian Gasser hat ihn getroffen.


Anfang 1949 erlebt Isot Kilian, die selbst in einer Matinee mit Liedern und Gedichten von Brecht auftritt, im Deutschen Theater Berlin die Premiere von "Mutter Courage und ihre Kinder". Sie trifft die Weigel: "Wir wissen von ihrem Brecht-Programm, kommen Sie morgen zu uns. Das wird den Brecht interessieren." Isot Kilian wird am neu gegründeten Berliner Ensemble engagiert. Brechts Vertrauen gewinnt die junge Schauspielerin und Regie-Assistentin, die mit dem Philosophen Wolfgang Harich verheiratet ist, während der Ereignisse des 17. Juni 1953. Sie stellt eine Verbindung zum ZK her, überbringt persönlich des Dichters Vorschläge und Briefe zur Situation. Später begleitet sie ihn auf zwei triumphalen Gastspielen nach Paris. Da ist aus dem Arbeitsverhältnis längst Liebe geworden. Eine dramatische Verbindung in mancherlei Hinsicht, was der Nachlass belegt.


Der japanische Frühling ist Motiv unzähliger Haikus, Kurzgeschichten und Romane. Doch in Japan beginnt der Frühling im Winter. Setsubun, das Fest des Frühlingsanfangs, fällt auf Anfang Februar, die Zeit der ersten Pflaumenblüte. In Shinto-Schreinen bitten die Menschen ihre Götter um Glück, dann bewerfen sie die Teufel des Winters mit Bohnen. In seinem Feature versucht sich unser Autor Malte Jaspersen dem japanischen Frühling zu nähern.


Im Sog der Flüchtlingswellen 2015 und 2016 kamen viele Menschen aus den Teilrepubliken der Russischen Föderation nach Deutschland, darunter über 80 Prozent Tschetschenen. Sie gelten als verschlossen und schwer integrierbar. Doch was wissen wir über diese Menschen? Über ihr Leben in ihrer früheren Heimat Tschetschenien, einem Land, das in jüngster Vergangenheit zwei schwere Kriege erlitten hat und seit über zehn Jahren von einem Despoten regiert wird? Feature-Autor Andreas F. Müller hat Tschetschenen in Berlin und Brandenburg getroffen.


Im Herbst 2016 erschießt die Polizei einen Mann in einem Berliner Flüchtlingsheim. Aus Notwehr, sagt die Polizei. Der Geflüchtete trug ein Messer bei sich. Spätere Ermittlungen konnten das nicht bestätigen.Die Staatsanwaltschaft hat sich bis heute nicht zu einem öffentlichen Prozess entscheiden können. Die Autorinnen Ruth Waldeyer und Ulrike Ertl haben den Fall rekonstruiert.


157 tibetische Kinder wurden in den 1960er Jahren auf dubiose Weise zu Schweizer Pflegeeltern gebracht, obwohl sie keine Waisen waren. Einer von ihnen war Geleg. Jahrzehnte später kehrt er zurück, um Antworten zu finden auf Fragen, die ihn nie losgelassen haben. Die Autorin Nathalie Nad-Abonji begleitet ihn auf seiner Reise


Mit Pomp und Prominenten wurde das debis-Center am Potsdamer Platz in Berlin vor rund 25 Jahren eröffnet. Über Satellit konnte man die Superschau weltweit verfolgen. Über den Pfusch am Bau, Lohndumping und Lohnbetrug berichtet kaum jemand. Feature-Autor Paul Kohl erzählt die ganze Geschichte der Großbaustelle am Potsdamer Platz.


Es gibt Menschen, die Tiere verstehen, ihre Laute und Sprache deuten können. Wie der bekannte Verhaltensforscher Prof Dr Günter Tembrock. Er hat ein gewaltiges Archiv aus Tierlauten aufgebaut. Ihm verraten diese Aufnahmen, wer der Größte, der Stärkste, der Ranghöchste ist. Die akustischen Signale spielen eine wichtige Rolle im tierischen Verhalten. Und wir fragen uns: Was assoziieren wir dabei für die menschliche Kommunikation? Ein Feature von Gerda Zschiedrich


Im Herbst 1911 kauft der Berliner Kameramann Guido Seeber ein altes Fabrikgebäude in Babelsberg und legt damit den Grundstein für das älteste Filmstudio der Welt. Wenige Monate später beginnen die Dreharbeiten zum ersten Film - „Der Totentanz“ mit Asta Nielsen. Das ist der Auftakt, mit dem die deutsche Kino-Geschichte beginnt. Die unzähligen Filme, die hier entstanden sind, waren und sind Spiegel ihrer Zeit. Nirgendwo sonst hat das Kino so viele Brüche überstanden: vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, die Nazi-Zeit bis zur DDR und zum wiedervereinigten Deutschland.


Walter Levin war nicht nur ein herausragender Geiger und Pädagoge. Mit seinem „Lasalle-Quartett“, das er 1949 in Amerika gegründet hatte, prägte er vierzig Jahre lang die Musikgeschichte der Moderne. Geboren ist Walter Levin 1924 in Berlin – die Stadt, mit der er sich Zeit seines Lebens verbunden fühlte, obwohl er sie wegen seiner jüdischen Herkunft 1938 verlassen musste. Oft kehrte er hierher zurück, um Meisterklassen und Konzerte zu geben. Feature-Autor Rainer Esche traf ihn 2004 in Berlin.